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Hugo Körtzinger - Lebenslauf

 

Der folgende Lebenslauf Hugo Körtzingers ist im Wesentlichen dem Buch "Hugo Körtzinger - Bilder, Schriften, Plastiken" von Curd Ochwadt (Verlag Th. Schäfer, Hannover, 1991) entnommen und nur an einigen Stellen gekürzt oder ergänzt.

 

1816

August 7   Clara Florentine Elisabeth Kühne, Körtzingers Großmutter, in Soest geboren. Sie stirbt am 20.8.1900

1817

Februar 24   Franz Anton Körtzinger, Ehemann der vorigen, in Pirna geboren. Er stirbt am 3.12.1893 in Lesum

1833

August 1   Bernhard Gärdes, Großvater Körtzingers, in Vegesack geboren; Schiffskapitän. Er stirbt am 27.4.1880 in Burg bei Bremen

1840

März 8   Adelheid Gärdes, Ehefrau des vorigen, in Burg geboren. Sie stirbt am 23.12.1901

1852

September 23   Hugo Anton Körtzinger geboren in Bischofswerda; Direktor der Wollwäscherei in Lesum; Vater Hugo Körtzingers. Er stirbt am 12.6.1924 in Schnega

1868

Juli 19   Bertha Rebecca Gärdes geboren in Burg; Ehefrau des vorigen; Mutter Hugo Körtzingers. Sie stirbt am 26.10.1953 in Lesum

1892

August 29   Anton Hugo Körtzinger in Lesum geboren

1897

und folgende Jahre   Anton Hugo segelt mit einem kleinen Boot allein auf der Lesum, zur Freude der Mutter

1898

und folgende Jahre   Schlittschuhlaufen auf dem Eis der Überschwemmungsflächen bei Lesum

1903

Ostern - 1909 Weihnachten  Besuch des damaligen Realgymnasiums Vegesack

1904

Erstes Orgelspielen in Vegesack

1908

oder 1909  Freundschaft mit dem Bremer Bildhauer Diedrich Kropp (1824-1913), der ihn 1910 auf die erste von der Kunsthalle Bremen erworbene Plastik Ernst Barlachs aufmerksam macht. Körtzingers »erster Meister«

1909

Mai  Erhält einen »1. Preis« für künstlerische Arbeit (Näheres unbekannt)

1910

Bekanntschaft mit Familie Peltret in Schnega, das ihm als Ort der »Ruhe vor dem hohlen Weltgebrüll und seiner Eintönigkeit« erscheint

1910/11

Studiert an der Großherzoglich sächsischen Kunstschule in Weimar Malerei und Bildhauerei bei Hermann Behmer, Hans Olde und Max Thedy. Hört in Jena Vorlesungen über Anatomie, Medizin und Literatur. Starker Eindruck der Weimarer »Klassiker«. Besucht das Nietzsche-Archiv

1913

Herbst  Tod Diedrich Kropps. Körtzinger veröffentlicht einen Gedenkaufsatz und richtet im Alten Havenhaus zu Vegesack zwei Räume für die Ausstellung der Werke Kropps ein

1914

Heirat mit Helene Peltret in Schnega, deren Vater (der Name ist hugenottisch) Erbauer landwirtschaftlicher Maschinen ist

Bei Kriegsausbruch freiwillig zum Militärdienst gemeldet: Reserve Ersatz-Eskadron des Kürassierregiments »von Seydlitz« in Halberstadt

1915

Unfall mit einem durchgehenden Pferd. Langwierige Genesung, Dauerschädigung der Gesundheit. »Garnisonsdienstverwendungsfähig«. Zu den Husaren nach Stendal (5. Landsturm-Eskadron) versetzt. Bewachung von Gefangenentransporten

1916

November  Zum Landsturm-Infanterie-Ersatz Bataillon IV/19 versetzt. Kann zeitweise in der Garnison künsterlisch arbeiten

1918

Juli  Zur Kur im Harz

August  Reserve-Lazarett Friedrichsbrunn. Der Gefreite Körtzinger liest an einem »Unterhaltungsabend« »Eigene Dichtungen«. Aus Gesundheitsgründen vor Kriegsende entlassen

1914-1919

Setzt große Hoffnungen auf Walter Rathenaus Denken über die Erneuerung Deutschlands. Persönliche Bekanntschaft und Briefwechsel

1919

Juli  Zum Malen auf Borkum. Liest in Leuchtfeuerwachtbüchern Berichte über Seeunfälle und Schiffsstrandungen

1920

und Folgejahre  Lebt in Schnega. Oft länger in Bremen, wo er ein Atelier behält

1922

Mitarbeit an künstlerischen Tanzprogrammen für den Tänzer Siegfried Hermann

1923

Freundschaft mit der Schauspielerin Hanna Fasser, Bremen (später Wien), die bis zum Tod Körtzingers währt

Um 1923

Freundschaft mit der pflegenden Schwester Elsa Schulz, die bis zum Tode Körtzingers besteht

1924

Tod des Vaters; tiefgreifende Erschütterung

1925

und Folgejahre  Malt öfters wochenlang bei Peter Schlätzer an der Unterweser sowie auf Segelbooten. In diesen Jahren segelt er außer mit Schlätzer auch mit dem Boot seines Schwagers Köster

Um 1926

Beginn freundschaftlicher Beziehung zur Bremer Familie Becker, die Bilder erwirbt und ihm lebenslang verbunden bleibt

1926

und Folgejahre  Gespräche mit dem philosophischen Schriftsteller und Direktor der Bremer Stadtbibliothek Dr. Hinrich Knittermeyer

Um 1928

Körtzinger, der in der Landwirtschaft seiner Schwiegereltern mitarbeitet, fährt, gestützt auf seine Pferdekenntnis aus der Kürassierzeit, ein neues Pferdegespann ein

1925

bis 1932  Beteiligt sich an Ausstellungen in Berlin, Bremen, Celle, Köln und München. Bekommt kleine Aufträge vom Norddeutschen Lloyd; verkauft gelegentlich nach Amerika, Neuseeland und in Deutschland. Gebrauchsgraphik für Freunde. Geht öfters in Bremen vor Weihnachten mit Bildern »hausieren«. Der Ertrag ist gering, zur Lebenshaltung kaum ausreichend

1931

und Folgejahre  Nach Anfangsinitiative des Kapitänssohns und Lloyd-Reiseleiters Arnold Rehm macht Körtzinger sechzehn Seereisen auf Schiffen des Norddeutschen Lloyd ins Mittelmeer, zu den Kanarischen Inseln und ins Polarmeer, die ihm wesentliche Freundschaften bringen (z.B. mit Ludwig Justi, Heinrich Meyeringh, Hermann F. Reemtsma, Heinrich XXXIX. Prinz Reuß). Zahlreiche Bilder entstehen, von denen er viele verkauft, die verschollen sind

1931

Herbst  Malt auf Schloss Ernstbrunn (Österreich) als Gast des Prinzen Heinrich XXXIX. Reuß jg. Linie

1932

Diskussion in den Bremer Nachrichten mit dem Direktor der Bremer Kunsthalle Emil Waldmann über die Kunstpflege der öffentlichen Hand

1933

Durch die Machtübernahme Adolf Hitlers wird Körtzinger tief verstört. »Dieser Quacksalberpolitiker ... fürchterlich, daß ein solcher Mann in Deutschland Reichskanzler werden kann.«

1934

Juni  Zum Malen in Peine, protestiert er in der Peiner Zeitung sowie in Briefen an Joseph Goebbels und an andere Zeitungen gegen den nächtlichen Abbruch eines Kriegerdenkmals durch Nationalsozialisten. Wird deshalb in der Niedersächsischen Tageszeitung angegriffen

August  Bringt Ernst Barlach mit Hermann Reemtsma zusammen. Vermittelt beim Auftrag Reemtsmas an Barlach, den Fries der Lauschenden zu vollenden

1935

und Folgejahre  Führt zahlreiche künstlerische Arbeiten für Reemtsma aus; berät ihn beim Ausbau seiner Kunstsammlung

1935

Februar 8  Tod Max Liebermanns. Körtzingers Telegramm an die Hinterbliebenen: »Das Gewissen deutscher Kunst gibt Max Liebermann Geleit.«

Sommer  Wegen der Verfolgung der Freimaurer durch den Nationalsozialismus übermalt er die Logen-Zeichen auf Ahnenbildern einer Nienburger Familie, doch so, dass er sie 1945 nach dem Krieg wieder freilegen kann

1936

Ernst Barlach, Fries der Lauschenden erscheint mit Körtzingers Einführung als Privatdruck, von Reemtsma ermöglicht, und wird an große Museen und Bibliotheken des In- und Auslands versandt, ferner an politisch einflussreiche Männer in Deutschland in der Hoffnung, der Verfolgung Barlachs durch die Kulturpolitik Hitlers entgegen zu wirken

1936/37

Bau einer großen Werkstatt in Schnega. Eine Nische in der Außenwand nimmt Barlachs Klinker Frau im Wind auf - ein Geschenk des Künstlers

1937

Februar  Nimmt an der Schaffermahlzeit des Haus Seefahrt in Bremen teil, wo er den Inhaber des Insel-Verlags Leipzig, Anton Kippenberg, kennen lernt

April 19  Richtfest der Werkstatt in Schnega

Herbst  Walcker-Kleinorgel (Opus 2576) mit 6 Grundstimmen, 41 Registern (Multiplex-System), 663 Pfeifen, 3 Manualen und Pedal wird aus Ludwigsburg geliefert und in der Werkstatt aufgebaut und intoniert. Körtzinger entwickelt die Orgel gemeinsam mit Oscar Walcker bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg weiter, wobei sie sich stark vergrößert

November  Lehnt Einladung des Bürgermeisters von Peine zur Teilnahme an der Einweihung des neuen Ehrenmals ab

1938

Körtzingers Jugendfreund Henry Lüdeke, Anglist in Basel, nimmt, vermittelt durch Bernhard A. Böhmer und Körtzinger, Zeichnungen Barlachs nach Basel mit, um für die von Barlach erwogene Emigration »einen Notgroschen« bereit zu halten

Oktober 24  Tod Ernst Barlachs in Rostock. Körtzinger formuliert und versendet mit Friedrich Schult die Todesanzeige, schickt ein Telegramm an Joseph Goebbels und spricht Gedichte an der Trauerfeier in Güstrow. Lernt Georg Kolbe kennen

1939

März 19  Mitglied des Gremiums der Nachlassverwaltung Ernst Barlachs

April  Hausdurchsuchung in Schnega und Bremen; u. a. werden Briefe Rathenaus, Kolbes und Entwürfe Barlachs beschlagnahmt und nicht zurückgegeben

Sommer  Erste große Erweiterung der Walcker-Orgel um zwei neue Windladen (Pedal-Taschenlade und Schleiflade) mit 8 neuen Registern und 448 Pfeifen

September 1  Beginn des Zweiten Weltkriegs. Setzt seine Tätigkeiten für Hermann Reemtsma und im Barlach-Gremium fort

Winter  Von Hermann Reemtsma ermöglicht, erscheint der von Körtzinger redigierte Privatdruck Freundesworte Ernst Barlach zum Gedächtnis

1940

und Folgejahre  Bewahrt in Schnega zahlreiche Kunstwerke, auch solche der sogenannten Entarteten Kunst, vor politischer Verfolgung und Vernichtung im Bombenkrieg

April  Ablehnung des Professor-Titels, der ihm von staatlicher Seite angeboten wurde

1941

Schwerer Unfall in der Landwirtschaft

1942

Winter/Frühjahr  Zweite große Erweiterung der Walcker-Orgel um 3 neue Windladen (vermutlich Taschenladen) mit 15 neuen Registern und 789 Pfeifen

1943

Sommer  Birgt die von Bernhard A. Böhmer erworbenen, mit HIlfe von Rolf Hetsch ausgelieferten Bronzen Barlachs Geistkämpfer und Güstrower Domengel, die vom Einschmelzen zu Munition bedroht waren, in Schnega und erwirbt sie 1944 durch Verrechnung wegen Leistungen an Böhmer

Herbst  Zum Kriegsdienst erfasst: Bewachung von sowjetischen Kriegsgefangenen bei Landarbeit. Verweigert bei Kriegsende die befohlene Erschießung; erhält noch 1950 Grüße von ihnen aus Kanada

1944

Juni  Emil Waldmann möchte als Bremer Kunsthallendirektor ein Bild Körtzingers erwerben und mit ihm besprechen welches er »am liebsten in der Kunsthalle wissen« würde

Oktober  Das Atelier in Bremen wird von Bomben zerstört. Vernichtung zahlreicher Werke

1945

Tod, unter tragischen Umständen, Bernhard A. Böhmers in Güstrow

Juli  Besuch bei dem Schriftsteller Ernst Jünger in Kirchhorst

1945/46

Beteiligt an der ersten (an politischen Einwänden gescheiterten) Planung für die Gestaltung des Geländes des Konzentrationslagers Bergen-Belsen, für die er Barlachs Plastik Der Geistkämpfer als Mahnmal geben will

1946

März  Im Rahmen der Celler Kunstwoche Befreite Kunst Podiumsgespräch mit Franz Werneke: Ernst Barlach, ein Seher in unserer Zeit

Juli 16  Gründungsmitglied bei Konstituierung der Ernst Barlach Gesellschaft. Verfasst den Text zur Mitgliedschaft in der Gesellschaft, der in 3000 Exemplaren versandt wird

Ende Juli  Einige Tage vom Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen, Hinrich Wilhelm Kopf, nach Neuwerk eingeladen; man spricht plattdeutsch

1947

Körtzingers beherbergen, wie in früheren und folgenden Jahren andere Flüchtlinge oder Vertriebene, den Bildhauer Hans Mettel und Frau

Ins Kuratorium der Georg Kolbe-Stiftung berufen

Winter/Frühjahr  Dritte und letzte große Orgelerweiterung um 2 Windladen mit 6 neuen Registern und 333 Pfeifen (möglicherweise nur teilweise ausgeführt)

1948

Juli 12  Vortrag Körtzingers über Barlach in der ersten ordentlichen Hauptversammlung der Ernst Barlach-Gesellschaft

Oktober 29  »Barlach-Sendung« im Nordwestdeutschen Rundfunk. »Viele Hörer« drückten »Beglückung und Befriedigung« aus

November  Vortrag Der Mensch und Bildhauer Barlach in Göttingen

1949

Mai  Spricht zur Eröffnung der Kunstwoche in Lüchow

1951

Plant eine Buchveröffentlichung seiner Bilder, zu der es nicht gekommen ist

1951

und Folgejahre  Zieht sich allmählich aus dem Gremium der Nachlassverwaltung Ernst Barlachs zurück

1952

November  Führerscheinprüfung. Beginnt einen Personenwagen zu fahren

1953

September 1  Vortrag Die peinliche Ethik der Kunst im Atelier Siegward Sprotte, Kampen auf Sylt

Oktober 26  Tod der Mutter, den Körtzinger in tiefen dankbaren Betrachtungen begeht

1954

August 23  Vortrag Über das Unbekannte namens Liebe im Atelier Siegward Sprotte, Sylt

In den 1950er Jahren beschränken zunehmende gesundheitliche Erschwerungen die künstlerische Tätigkeit mehr und mehr auf Orgelspielen und Schreiben

1955

Hermann Reemtsma beginnt, mit ihm die Planung des Ernst Barlach Hauses im Jenischpark, Hamburg, zu besprechen (bis 1961)

1957

Briefwechsel mit dem Germanisten Walter Muschg (Basel) über Ernst Barlach

1958

Planung von Besuch und Orgelspiel Albert Schweitzers in Schnega; durch den Tod des Lüneburger Vermittlers verhindert

1959

März  Fragt in einem Brief an Reemtsma, ob das Buch Ernst Barlach, Fries der Lauschenden mit überarbeiteter Einführung neu erscheinen kann, wie schon 1948 bis 1952 erwogen

1961

Erkrankung; Pflege im Krankenhaus Ebstorf. »Die Ärzte raten zum ›Abschalten‹, gewiss ein guter Rat, doch im Falle des Künstlers lassen sich Flut und Ebbe, meerische Urgeschehnisse, nicht normaliter einfach abschalten«

Juni 18  Tod Hermann F. Reemtsmas, des vielfach helfenden Freundes

1962

Oktober  Eröffnung des Ernst Barlach Hauses, Stiftung Hermann F. Reemtsma. Im Katalog sind Erläuterungen Körtzingers zu Figuren des Fries der Lauschenden (von 1936) wiederabgedruckt

1966

Der »Geistkämpfer«, eine Botschaft aus der geistigen Heimat Ernst Barlachs, erscheint in den Hamburger Mittel- und Ostdeutschen Forschungen, Band V  

1967

Januar 20  Bricht auf der Straße in Schnega mit Gehirnschlag zusammen und stirbt kurz darauf.

Auf seiner Grabplatte im Friedhof Schnega steht der Werkstattspruch von 1938: Gott • Deiner Musik • Liebeträchtig Gebild

1986

Erste Einzelausstellung in Bremen, Villa Ichon

1987

Zweite Einzelausstellung in Hannover, Stadtbibliothek

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